Hochwasser
Nachdem für die Woche ab dem 11. September sehr starke Niederschläge angesagt waren, wurden in Abstimmung mit der Gemeinde, am Freitag dem 13.09. zu den bei uns eingelagerten Sandsäcken, zusätzliche aus dem Katastrophenlager des NÖ Feuerwehr und Sicherheitszentrum in Tulln und Sand in einer Mulde, beim Feuerwehrhaus in Michelhausen vorsorglich deponiert. Das aus dem „vorsorglich“ einer der größten Einsätze in der Geschichte unserer näheren Umgebung werden sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand erahnen.
Unsere erste Alarmierung erfolgte am Samstag, den 14. September war um 07:15 Uhr aufgrund eines Baums über die Straße in Spital, gleich gefolgt von Fahrzeugbergung beim Karl Figl Kreisverkehr um 09:55 Uhr. Es ging weiter mit zahlreichen Auspumparbeiten, Wassergebrechen, Sturmeinsätze, Sandsäcke befüllen usw..
Ab Sonntag früh war dann unser Feuerwehrhaus rund um Uhr besetzt und es fanden regelmäßig Lagebesprechung zwischen Gemeindeführung, Feuerwehren, teilweise auch der Bezirkshauptmannschaft, der Executive und des Bundesheeres statt. Und es ging weiter Schlag auf Schlag. Es folgten neben der Entlastung des Kanalsystems durch unterstützende Pumparbeiten in der Kläranlage und in Zulaufpumpwerken, div. Dammkontrollen, Auspumparbeiten, Wassergebrechen, Vermurrungen, usw. in Pixendorf, Michelhausen, Mitterndorf und Atzelsdorf und trotz Warnungen, zahlreiche Menschenrettungen im und um den Bereich des Bahnhof Tullnerfeldes, da hier immer wieder Leute mit ihren Autos hinfuhren. Besonders tragisch war jedoch in den Nachtstunden auf Sonntag der Menschenrettungseinsatz in Rust, bei dem Kamerad EOBI Franz Holzer aus Rust im Einsatz verunfallte und verstarb.
Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Michelhausen entbieten den Hinterbliebenen nochmals eine aufrichtige Anteilnahme.
Zeit zum Nachdenken ließen uns die rund 440mm weitflächiger Niederschlag nicht, denn am Sonntag in den Nachmittagsstunden spitze sich die Lage dramatisch zu. Es wurde neben einigen anderen auch, die Ortschaft Rust großflächig überflutet. Daher wurde kurzer Hand die Priorisierung der anstehenden Einsatzaufträge nur noch auf Menschenrettungen im Gemeindegebiet umgelegt und wir machten uns am schnellsten Wege auf nach Rust um noch rasch helfen zu können. Da man nach kurzer Zeit mit herkömmlichen Fahrzeugen nicht mehr fahren konnte, brachten wir dort als mögliches Verkehrsmittel, unsere Feuerwehrzille zum Einsatz. Mit dieser konnten wir dann mehrere Personen aus ihren unter Wasser stehenden Häusern retten. Parallel dazu lief aber auch die Rettung aus der Luft mittels Hubschrauber und des Sonderkettenfahrzeugs Hägglunds an, watfähige Fahrzeuge wie Bagger usw. wurden ebenfalls zur Menschenrettung eingesetzt und das Bundesheer wurde angefordert. Auch Brandeinsätze hielten uns Trapp. Denn aufgrund des überfluteten Technikbereich im Parkdeck Bahnhof Tullnerfeld fingen dort die Wechselrichter Feuer, ein E-Stapler Brand folgte in Rust, Brandmeldeanlagen und Aufzuganlagen im Gemeindegebiet hatten Kurzschlüsse aufgrund des Wassereintritts und lösten zahlreiche Brandalarme aus. In den nächsten Tagen waren wir dann weiter mit den unterschiedlichsten Einsatzszenarien konfrontiert, wobei wir kurioserweise, auch zu einem Motorradunfall nach Mitterndorf ausrücken mussten. Von der Einsatzzentrale im Feuerwehrhaus Michelhausen wurden die Einsatzadressen im Einsatzgebiet unserer Feuerwehr entgegengenommen und der Mannschaft unter dem Kommando von Kommandantstellvertreter Friedrich Klestil zugeteilt. Aber auch die örtliche Einsatzleitung in Rust, in der unser Kommandant und Unterabschnittskommandant Josef Nußbaumer tätig war, wurde unterstützt. So wurden Notfall-WC für die Bevölkerung in Rust und Pixendorf, Saug-LKW und Überladewagen für abgesaugtes Heizöl, sowie 100te Bigbags für die Pellets Bergung und eine „Mülllogistik“ Vorort in Rust und Pixendorf organisiert.
Sämtliche sich über die Hotline meldende freiwillige Helfer wurden koordiniert, bei Bedarf auch die Unterbringung von Einsatzkräften und auch die Verpflegung der Ruster Bevölkerung wurde organisiert. Es gab den ganzen Tag einen Shuttledienst für die freiwilligen Helfer zwischen Michelhausen und Rust, den dort durften nur Hilfskräfte einfahren. Unterstützung gab es natürlich auch durch den Katastrophenhilfsdienst (KHD) mit Zügen aus ganz Niederösterreich, Tirol, Vorarlberg und Kärnten.
Ab Sonntagabend, dem 22. September war dann unsere Einsatzzentrale nicht mehr besetzt. Bis dahin wurden alleine von uns, teilweise aufgrund dazu benötigten Spezialequipments mit Unterstützung durch KHD-Einheiten, 227 Einsatzaufträge abgearbeitet. Insgesamt hat die Freiwillige Feuerwehr Michelhausen in der Zeit vom 14. bis 22.09.2024 mit rund 320 Mann ca. 4175 geleisteten Arbeitsstunden, geleistet.
Ein großes Danke an die Mannschaft für diesen beherzten Einsatz.
Damit all dies möglich war Bedarf es sehr vieler helfenden Hände. Hier möchten wir uns besonders bei unserer Bevölkerung bedanken die sich nicht nur zahlreich gemeldet hat zu helfen und Geräte zur Verfügung gestellt hat, sondern uns auch über die ganzen Tage hinweg bestens versorgt hat.
Die Arbeiten gehen aber bis zum heutigen Tag und darüber hinaus noch weiter und wir mussten bis jetzt weitere 23-mal zu Einsätzen ausrücken. Zahlreiche Reinigungs- und Instandsetzungsarbeiten wurden bereits bewältige oder stehen uns noch bevor.
Berichte:
Feuerwehr Lustenau
Bezirksfeuerwehrverband Innsbruck-Stadt
Informationen der Gemeinde Michelhausen:
Der Hauptaugenmerk gilt dem Absenken des Grundwassers. Die allgemeinen Pump- und Aufräumarbeiten sind voll im Gang. Aufräumtrupps mit Traktoren und Freiwilligen sind unterwegs, um Müll einzusammeln.
– Die Kläranlage in Judenau/Pixendorf ist voll im Betrieb.
– An der Unterführung der HL Bahn zwischen Michelhausen und Rust (L 2090) wird mit Hochdruck gearbeitet.
– Die Unterführung auf der B19 Richtung Langenrohr ist unverändert frei.
– Die Zufahrt in die Ortschaft Rust ist nur Anrainern und Einsatzkräften vorbehalten.
– Der Bahnhof Tullnerfeld bleibt bis auf weiteres gesperrt.
– Die Tullnerfeld Apotheke ist unverändert geschlossen.
weitere Informationen:
Derzeit melden sich viele Zivilpersonen, die ihren Hilfsdienst im Hochwasser-Katastrophen-Gebiet anbieten. Bitte alle diesbezüglichen Angebote bei der Feuerwehr Michelhausen melden. Hier werden alle Daten gesammelt und im Bedarfsfall darauf zurückgegriffen und die Leute koordiniert eingesetzt.
Telefonnummer für das Einmelden solcher privaten Hilfsdienste: 02275 5555.
Gleiches gilt für das Angebot von privaten Unterkünften für Leute, die noch nicht in ihren Wohnungen schlafen können. Auch hier nimmt die FF Michelhausen entsprechende Daten auf.
https://www.michelhausen.gv.at/Informationen_zu_Freiwilligen_Hilfsdiensten
Die größte Herausforderung im Laufe des Sonntags war zweifellos die Situation in der Katastralgemeinde Rust. Aufgrund eines Dammbruches im Bereich der Eisenbahnbrücke steht ein Großteil der Ortschaft unter Wasser und ist darüber hinaus auf dem Straßenweg nicht erreichbar und ohne Stromversorgung. Es wurde Zivilschutzalarm ausgelöst und betroffene Personen aus ihren Häusern evakuiert. Zur Stunde sind nach wie vor Einsatzkräfte und eine Pioniereinheit des Bundesheeres auf Zillen und Booten unterwegs um Personen zu retten. Evakuierte Personen wurden in die Notschlafstelle des Roten Kreuzes in der Messe Tulln gebracht bzw. fanden Unterbringung bei Angehörigen. Durch den Dammbruch wurden auch weite Teile der Ackerflächen zwischen Rust und Michelhausen überschwemmt.
https://www.michelhausen.gv.at/Lagebericht_Hochwasser-Katastrophe_Sonntag-Abend_15_9_21_00_Uhr_
nähere Informationen:
https://www.michelhausen.gv.at/Lagebericht_Hochwasser-Katastrophe_Sonntag-Abend_15_9_21_00_Uhr_
Pegelstände Große Tulln:
https://noel.gv.at/wasserstand/#/de/Messstellen/Details/208017/Wasserstand/3Tage
Pegelstände Perschling:
https://noel.gv.at/wasserstand/#/de/Messstellen/Details/208009/Durchfluss/3Tage
Information der Gemeinde Michelhausen:
In den vergangenen Stunden hat sich die Hochwasser-Situation an der Perschling verschärft. Deshalb wurde vom Einsatzstab der Gemeinde Zivilschutzwarnung für die Katastralgemeinden Rust, Mitterndorf und Michelndorf ausgelöst. Die Bewohnerinnen und Bewohner dieser betroffenen Ortschaften werden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben und auf weitere Mitteilungen der Einsatzkräfte zu warten.
https://www.michelhausen.gv.at/
nähere Informationen: